GRAHAM NASH: In Liebe für 60 Bühnenjahre

Die Ikone Graham Nash im Circus Krone in München

Wenn einer wie Graham Nash gerade nach sieben Jahren wieder mit „Now“ ein tolles Studioalbum veröffentlicht hat, dann wäre es nach dem Gesetz Logik erwartbar, dass er einen Teil oder Großteil eines Konzertes mit Songs daraus gestaltet. Denn auf „Now“ zeigt er sich politisch wie in den besten Siebzigern mit CSNY. Die Zeilen „Sometimes I wonder why the world is like it is / Frozen by the fear of change / If we keep believing all the wise men to divide us / There’s no one else that we can blame“ aus „Stars & Stripes“ wären so ein Anker gewesen. Ähnliches auch in „Stand Up“ oder „Better Life“, wo er das Umweltverständnis und die Verantwortung für den Globus gegenüber unseren Kindern anmahnt. Aber aus „Now“ schafft es an diesem Abend nur die Buddy Holly-Hommage „Buddy’s Back“ in sein Set.

Ein Set, das unter dem Motto „60 Years Of Songs And Stories“ konsequenterweise einen Hit an den anderen reiht. Und derer hat er beginnend von den Hollies, bis Crosby, Still, Nash & Young oder den Solo- bzw. Duettalben mit David Crosby einen schier unermesslichen Fundus. Von „Bus Stop“ angefangen, wo er erzählt, wie er mit sechs Jahren Allan Clarke traf und seither eng mit ihm befreundet ist. Bis zu „Immigration Man“, wo er in der Anmoderation rückblickend belustigend ein Erlebnis aufruft, als alle anderen in der Band bei der US-Einwanderungsbehörde durchgewunken wurden – nur er nicht! Brite halt! Ab der Aufkicknummer „Wasted On The Way“ ist auch das Publikum sein Fundament. Und es geht ein Schauer über die Nackenhaare, wenn z.B. bei „Love The One You’re With“ der fast volle Circus Krone zum vollmundigen Chor für den Refrain verschmelzt.

Ich hätte so gerne „Feels Like Home“ gehört, aber dann hätte er eine Band mit Pedal-Steeler gebraucht. War ihm wohl zu aufwändig. Obgleich er mit Shane Fontayne einen britischen Erstligagitarristen als Sidemen hat, der von Springsteen bis Cocker eine Megareferenzliste über die Tonleiter hängen kann. Von Keyboarder Todd Caldwell erzählt er, dass der aus Lubbock/Texas stammen würde, was ich noch nirgends gefunden habe. Aber der hat auf der Bühne nicht widersprochen, sondern wunderschöne Klangteppiche unterlegt oder Melodien untermalt. So wurde insbesondere „(Winchester) Cathedral“ wieder ein Highlight, aber auch „Marrakesh Express“ oder „Military Madness“, wo er auch kurz den Ukraine-Krieg streift. Bleibt die Wehmut, ob er mit jetzt 81 Jahren nochmals wiederkommt.

Die ganze Bilderstrecke im hinteren Teil der Graham Nash-Galerie hier:
https://www.allmusic.de/bildergalerie/nash-graham