CALEXICO: Swingende Armadillos in Lone-Star-Beer-Staubwolke

B7020901 / Calexico, 2023, Nürnberg, Serenadenhof (c) Bernd Schweinar

„Calexico“ im stürmischen Serenadenhof von Nürnberg

Dort, wo die Armadillos imaginär mit Lone Star Beer anstoßen und es trotzdem noch staubt. Irgendwo dort, zwischen der Gruene Hall in Luckenbach und der Pazifikküste, wo es so knochentrocken ist, dass die Tumbleweeds sogar schon durch den Druck von Trompetensound Meilen machen, da sind auch CALEXICO daheim. Howe Gelb war gerade erst im Nürnberger Hirsch. Jetzt setzten seine ehemaligen GIANT-SAND-Bandmates Joey Burns (voc, git) und John Convertino (dr) mit CALEXICO im Serenadenhof weitere Glanzpunkte. Buchstäblich! In der Bühnendeko sogar überdimensioniert nebeneinander gereiht an der Rückwand. Und so rund die Kreise waren, so rund der tanzbare Sound.

Brian Lopez (git, vox), optisch dem jungen Bob Dylan nicht unähnlich, legte als Solo-Singer/Songwriter los und „Calexico“ stiegen nach und nach als Begleitband mit ein. Er promotete damit sein demnächst erscheinendes Album. Als er im Publikum eine Frau mit XIXA-Bandshirt entdeckte, unterbrach er für eine Heimwehreminiszenz sogar das Set. Nachher reihte er sich wieder ein in den Gig von CALEXICO, der geprägt war von Burns‘ sanfter und zurückhaltender Stimme. Einer Stimme, die zerfloss im Aufkicktitel „Sunken Waltz“, den Song über den eher traurig degenerierenden Südwesten, in den die Band eher harmonisch tanzend, fast in Akkordeon-Schleifen schunkelnd einstieg. Faszinierend auch die Momente, als Martin Wenk an der Duesenberg-Fairytale-Lapsteel und den beiden Stringbendern z.B. bei Quattro die Harmonie-Wärme anschwellen ließ, um sie dann im Reverb beinahe in der Unendlichkeit zu verflüchtigen. Gleiches bei „Black Heart“ oder „Close Behind“, wo die Harmoniebrücken der Steel am anderen Brückenkopf mit den Bläsersounds das tanzbare Eheversprechen abgaben. „Quattro“ beeindruckte auch durch das akustische Rhythmus-Staccato von John Convertino, der ab der Textzeile „Love The Run But Not The Race“ seine Rim-Clicks stoisch durchzog. Gänsehaut bei Joey Burns fast zerbrechlicher Flüsterstimme, die expressiv die degenerative Hoffnungslosigkeit in „Woven Birds“ reflektierte. Und auch Gänsehaut bei den Trompetensounds in „Alone Again Or“. Was für ein Open-Air-Abend unter heftigem Sturmdach.

Die ganze Bilderstrecke wieder hier:
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